Nach mehr als einjährigen Verhandlungen hatten sich im Juli 2024 Vertreter*innen der Gewerkschaft ver.di und der Arbeitgeber im genossenschaftlichen Großhandel auf einen neuen Tarifvertrag für die Beschäftigten geeinigt. Doch schon wenige Wochen später treten die Arbeitgeber diesen Abschluss mit Füßen. Das Unternehmen EDEKA Minden-Hannover weigert sich nämlich, die vereinbarte Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro in voller Höhe an die Beschäftigten auszuzahlen. Stattdessen rechnet der Lebensmittelkonzern – anders, als im Tarifvertrag beschlossen – die bereits freiwillig gezahlte Inflationsausgleichsprämie auf die vereinbarten 1000 Euro an. „Das führt zu erheblichen finanziellen Nachteilen für tausende von Beschäftigten – genau das wollten wir mit der Vereinbarung im neuen Tarifvertrag verhindern“, sagt Sandra Schmidt, die ver.di-Verhandlungsführerin. Betroffen von den Maßnahmen des Unternehmens sind die Beschäftigten an den Lagerstandorten in Lauenau, Wiefelstede und Braunschweig.
Im neuen, gültigen Tarifvertrag ist vereinbart, dass die Gehälter der Mitarbeiter*innen im genossenschaftlichen Großhandel insgesamt bis zum 30. April 2026 um 12,1 Prozent erhöht werden sollen. Mit dieser Erhöhung soll der enormen Preissteigerung und der drohenden Altersarmut entgegengewirkt werden. Zusätzlich wurde eine Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro für Vollzeitbeschäftigte vereinbart. Für Teilzeitkräfte entsprechend anteilig. Im Weiteren wurde vereinbart, dass diese Prämie nicht auf bereits freiwillig geleistete Inflationsausgleichszahlungen angerechnet wird. Genau das macht der Konzern EDEKA Minden-Hannover aber jetzt.
Trotz des gültigen Tarifvertrages streicht Edeka nun die Zahlungen der vorab geleisteten, betrieblichen Inflationsprämie für tausende Beschäftigte. „Das Verhalten von EDEKA ist nicht nur beschämend, es ist auch ein Skandal“, sagt Sandra Schmidt. Die Gewerkschaft fordert den Lebensmittelkonzern auf, sich an das deutsche Tarifrecht zu halten, um eine erneute Eskalation zu verhindern. „Wir werden in dieser Frage alle uns zur Verfügung stehenden rechtliche Mittel ausschöpfen“, sagt Schmidt weiter. Aus Sicht der Gewerkschaft bestätigt sich durch den Schritt des Unternehmens wieder einmal, dass der Konzern offenbar kein Interesse an sozialpartnerschaftlichen Regelungen und gut bezahlten Beschäftigten hat.