Am Mittwoch, den 13. Juli 2022, haben sich die Mitglieder eindeutig für die Annahme des Verhandlungsergebnisses ausgesprochen. Am 19. Juli hat das Eure ver.di-Tarifkommission bestätigt. Ergebnis ist: Die über zehn Jahre währende Tarifflucht Eures Arbeitgebers ist Geschichte! Ihr habt einen Tarifvertrag. Das Tal der Tränen ist überwunden.

Euer Tarifvertrag sieht vor ...

... ein stark verbessertes Angebot gegenüber dem letzten. Die Eckpunkte hatten wir im letzten Tarifinfo bereits mitgeteilt. Im Einzelnen sind es:

• eine Erhöhung der Tabellenwerte von 6 Prozent ab dem 01. Juni 22
• mindestens werden alle Gehälter um 3 Prozent angehoben (betrifft Kolleg:innen, die über den Tabellenwerten liegen)
• eine abgabenfreie Corona-Zahlung von 700 Euro (Vollzeit, Teilzeit anteilig)
• die Einführung des Mindestlohns von 12 Euro Stundenlohn ab 01. Juni 22 (vor der gesetzlichen Einführung zum 1. Oktober 22) mit verbesserten Erfahrungsstufen in den unteren Entgeltgruppen
• die Einführung einer fünften Erfahrungsstufe zum 01. Januar 23:
  • sie liegt 4 Prozent über der vierten Erfahrungsstufe
  • sie gilt ab dem 12. Beschäftigungsjahr (BJ) für alle; die anderen Erfahrungsstufen bleiben, wie sie sind: die zweite ab Beginn des 7. Beschäftigungsmonat, die dritte ab Beginn des 4. BJ, die vierte ab Beginn des 8. BJ.
• die Laufzeit des Vertrags geht vom 01. Jan. 22 bis 31. Dezember 23
• alle Qualifikationszulagen von Tätigkeiten, die übertragen/ausgeführt werden, bleiben erhalten
• viele weitere Verbesserungen in den Mantelregelungen, z. B. 30 Tage Urlaub für alle, ein verbessertes Weihnachtsgeld von 500 Euro in 2022 und 700 Euro in 2023 und verbesserte Regelungen bezogen auf die Zuschläge (Arbeit am Sonntag: 20 Prozent, am Feiertag: 35 Prozent, in der Nacht: 2 Euro/Stunde), zusätzliche Urlaubstage für Nachtarbeit, Freistellungen für Ereignisse wie Tod von Angehörigen, Heirat, Geburt.

Diese Punkte gelten vorbehaltlich einer abgestimmten Tarifeinigung. Arbeitgeberseite und ver.di-Bundesvorstand werden diese noch prüfen. Bei allen Veränderungen wird die Personalabteilung einige Zeit brauchen zur Umsetzung. Ausstehende Tarifverbesserungen werden natürlich nachgezahlt.

Die ver.di-Mitglieder und wir, Eure ver.di-Tarifkommission, bewerten positiv:

• dass das Angebot um ein Vielfaches gesteigert werden konnte; es ist nun um 4,2 Prozent besser als das erste Angebot, welches ursprünglich ein Plus von 1,8 Prozent vorsah
• dass zusammen mit Einführung der fünften Stufe für Beschäftigte über 12 BJ Gehaltssteigerungen von 10 Prozent herauskommen können
• die starke soziale Komponente: Nicht nur wird der gesetzliche Mindestlohn früher eingeführt, es werden fünf Stufen Damit verdient man nun durchschnittlich bis zu 18,82 Prozent mehr; jetzt sind bspw. bei den Entgeltgruppen A1-A3 und A6 ab dem 12. BJ über 422 Euro mehr auf dem Konto, bei A4, A5 und A7 über 300 Euro mehr. Das sind mit die höchsten Entgeltsteigerungen.
• dass vor allem mit der fünften Erfahrungsstufe die Lücke zwischen Alt- und Neuverträgen verkleinert
• dass sich auch in den Mantelregelungen die Schere zwischen Alt- und Neuverträgen ein gutes Stück weit schließt
• dass mit dem Angebot der Graben zwischen der Fachklinik und dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) langsam überwunden wird; im Schnitt sind die Entgelthöhen damit nun noch um die 7-15 Prozent vom TVöD entfernt; 2020 war man durchschnittlich 25-35 Prozent entfernt.
• überhaupt freuen wir uns, dass Ihr so solidarisch vorgegangen seid trotz mehrerer möglicher Spaltungslinien (zwischen niedrigen und höheren Entgeltgruppen, zwischen Alt- und Neuverträgen, ...).

Eure ver.di-Tarifkommissi on (Silke Behrends, Anja Brüning, Jutta Kronemeyer, Anja Leemhuis, Frank Marcus, Tobias Neumeister, Holger Raduschewski, Maike Roling, Niek Tönis, Nannette van der Leeuw, Elke Vetter, Anke Wanscheer) und Ulrike Schilling und Oliver Barth (Gewerkschaftssekretär:innen)