Fachklinik Bad Bentheim

Beschäftigte der Rehaklinik feiern ihre Tarif-Petition

Stadtrat anwesend, Geschäftsführer und Gesellschafter verweigern Dialog
26.07.2021
Beschäftigte der Rehaklinik feiern ihre Tarif-Petition


Am Donnerstag, 22. Juli 2021, fanden sich etwa 170 Beschäftigte der Fachklinik Bad Bentheim zur Übergabefeierlichkeit auf dem Klinikgelände ein. Diese galt der Petition für die Aufnahme von Tarifverhandlungen, welche die überwältigende Mehrheit der Belegschaft unterschrieben haben und von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) unterstützt wurde.

Da die Zeremonie in der zeitlich versetzten Mittagspause der vielen Berufs-gruppen lag, kamen und gingen die Kollegen beständig. Einzig der Erste Stadtrat Heinz-Gerd Jürriens (SPD), in Urlaubsvertretung für Bürgermeister Volker Pannen (SPD), und Carin Stader-Deters (SPD) von der Gesellschafterversammlung nahmen die Einladung an. Geschäftsführer Marco Titze und die anderen beiden Gesellschafter, Carl Friedrich zu Steinfuth und Bentheim sowie Landrat Uwe Fietzek (CDU) blieben der Veranstaltung fern, indem sie auf eine rechtsanwaltliche Vertretung verwiesen.

 


So etwas hätte Oliver Barth noch nicht erlebt, genauso wenig die ver.di-Rechtsabteilung, die sich mit mittlerweile mehreren Briefen der Rechtsanwaltskanzlei Feldkamp und Partner auseinandersetzen müssen. Die Kanzlei hatten Unterlassungsanzeigen angedroht, sollte die Gewerkschaft direkt mit der Geschäftsführung oder dem Prinzen kommunizieren. „Die Zumutungen dieses wahrscheinlich einzigartigen juristischen Konstrukts zwischen zukünftigen Tarifparteien ist das eine, viel schlimmer ist die damit ausgedrückte Ignoranz des Geschäftsführers und zweier Gesellschafter gegenüber den Anliegen der Beschäftigten“, führt der ver.di-Gewerkschaftssekretär aus. Herr Jürriens habe als ehemaliger Patient der Klinik zurecht die große Leistung der Kolleg:innen und die Tatsache hervorgehoben, dass ohne sie Bad Bentheim kein Kurort wäre, ergänzt Peter Schulz-Oberschelp: „Wenn man 20 bis 30 Prozent von vergleichbaren Tarifverträgen abgehängt ist und ein Wirrwarr an Arbeitsbedingungen unter den Beschäftigten herrscht, wo unterschiedliche Entlohnung für gleiche Arbeit gezahlt wird, muss die Petition alarmieren, statt dem Reflex zu verfallen, sich einzumauern.“ Das gelte erst recht, da es sich bei der Fachklinik um einen kommunalen und gemeinnützigen Betrieb handle, betont der Vorsitzende des ver.di-Ortsvereins.

Trotz Enttäuschung und Wut der Kolleg:innen ließen sich diese nicht vom Stolz auf ihre Petition abbringen. Insgeheim freuten sie sich darüber, dass sie durch die neue gewonnene kollektive Kraft indirekt schon einiges bewirkt haben, beispielsweise den besseren Gesundheitsschutz, eine Corona-Prämie und eine Gehaltserhöhung. Dass noch viel aufzuholen sei und der zu überwindende Widerstand der Arbeitgeberseite groß, mache sie noch motivierter, war vielfach von den Kolleg:innen zu hören. Die Fachklinik ist mit ihren um die 400 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region.